Ein Rückblick in die Anfangszeit
von Gabriele und Johannes Neumann
Struktur der Lebenshilfe Zittau e.V.
Zu DDR-Zeiten waren wir mit unseren „anderen“ Kindern ziemlich allein. Es gab keine Möglichkeit für Eltern geistig behinderter Kinder sich als „Gleichgesinnte“ in Vereinen oder Verbindungen zu organisieren. Einzelne Kontakte existierten zwar, aber ausschließlich auf privater Ebene. Man wusste, dass da noch andere Eltern mit behinderten Kindern waren. Wir brachten unsere Tochter Kathrin wochentags in die „Rehabilitationspädagogische Fördereinrichtung“ in der Zittauer Goethestraße und waren glücklich, dass es diese Einrichtung gab. Das war nicht überall der Fall. Außer bei Elternabenden hatten wir jedoch kaum Verbindung untereinander. Unter dem Dach der Kirche gab es örtlich begrenzte Initiativen in denen sich Familien mit geistig und mehrfach behinderten Kindern zu Elternkreisen trafen um sich auszutauschen.
Mit der Wende fand sich dann eine kleine Gruppe von Eltern geistig behinderter Kinder, die sich zunächst in den eigenen Wohnungen, später in öffentlichen bzw. angemieteten Räumen trafen. Wir suchten Möglichkeiten, möglichst viele Eltern behinderter Kinder zu erreichen und anzusprechen, sozusagen für die Bildung einer Lebenshilfeorganisation zu begeistern. Für die Umsetzung dieser Idee nahmen wir Verbindung zu bestehenden Lebenshilfevereinigungen in den alten Bundesländern auf. So fuhren Anfang 1990 einige Vertreter der Elterngruppe zu einem mehrtägigem Besuch zur Lebenshilfe nach Mönchengladbach und nach Buchen (Odenwald), ganz privat und auf eigene Kosten.
Der Erfahrungsaustausch mit den dortigen Lebenshilfevorständen in Verbindung mit dem Besuch einer Werkstatt und Schule für behinderte Menschen verlieh uns Flügel.
Nach Zittau zurückgekehrt, wussten wir was wir wollten und es ging gleich an die Arbeit, die Aufgaben wurden verteilt. Wir nahmen Kontakt zur Bundesvereinigung der Lebenshilfe in Marburg auf, eine Satzung musste erarbeitet werden, viele Behördengänge waren notwendig. Schließlich mussten finanzielle Mittel herbeigeschafft werden und Räumlichkeiten gefunden werden.
Das erste Büro war ein Raum in einem NVA-Gebäude in der Kantstraße (heute befindet sich hier der Studentenpark). Das war aber bald zu klein für unser Vorhaben Familienentlastender Dienst. Es kam der Einzug in die Mandaukaserne, hier schon mit Betreuungszimmer und Betreuungszeiten für behinderte Kinder, um die Eltern zu entlasten, dass sie ihrer Arbeit nachgehen konnten, Behördengänge erledigen konnten und …. Im Notfall konnte auch mal ein Kind hier schlafen. Schließlich gelang es, Räume in der Schillerstraße anzumieten, die Räume waren heller und größer und wir konnten unsere Freizeitangebote für die Behinderten erweitern.
Mit Stolz blicken wir auf die Entwicklung der Lebenshilfe Zittau seit ihrer Gründung zurück und auch auf das Leistungsspektrum, welches die Lebenshilfe den Behinderten und ihren Eltern bzw. Familienangehörigen heute anbieten kann, denn das ist nicht selbstverständlich.